Rezensionen
Das Schaffen von Anna Kranich kann man nicht verstehen, wenn man darin nur die experimentellen Mittel sucht oder
mit Hilfe des Vergleichs mit den Künstlern, die ihre Berühmtheit und Beliebtheit schon verdient haben. Es ist so, weil es
von Anfang an einen sehr persönlichen Charakter trägt und nicht auf die Aufmerksamkeit des Publikums gerichtet ist.
Anna Kranich ist eine Meisterin der graphischen psychologisch-spontanen Improvisation. Zusammen mit der
schöpferischen Besessenheit bringt diese ihre Hauptmethode die fruchtbaren Ergebnisse und die Neigung zu Serien
von Werken.
Viele Maler gehen auf der Suche nach den Themen, Gestalten und der Inspiration tief in sich, aber bei weitem nicht
jedem nach innen gesunkenen Blick wird solch ein Reichtum geöffnet. Das Widerspiegeln ihrer eigenen Persönlichkeit,
der Wege des geheimnissvollen Kosmos ist für sie viel wichtiger als das Sujet, die Genre, die Traditionen. Аnnа ist nicht
zur Erklärung ihres Schaffens geneigt ,zumal zur Kreierung der Manifesten, und ihre Werke nicht leicht ihre
Geheimnisse öffnen.
Aber einem aufmerksamen Zuschauer erzählen diese Bilder mehr als die Autorin. Die Grafik wird zu einem sinnvollen
und vollkommenen Werkzeug, mit dessen Hilfe man solch eine feine Substanz wie das innere Weltall erforschen kann,
den Raum der geistlichen Unermesslichkeit.
Anna Kranich ist auch mit den Idiomen und Verfahren der Modernisten gut vertraut, aber die Namen der verschiedenen
Stile haften schlecht auf ihrem Schaffen. Die Suche nach neuen Ausdrucksmitteln wechselt die Malerin durch die
Auswahl der adequatesten Form der Reflexion des inneren Zustandes jenseits des Stils. Bei solcher
Selbstausreichendheit hat es keine wichtige Bedeutung, wo sich geographisch die Künstlerin Befindet – in Russland
oder in Deutschland und in welcher Umgebung der schöpferische Prozess durchläuft. Es kann keinen wesentlichen
Einfluss ausüben, weder auf den Inhalt noch auf die Form der Betrunkenheit des Schaffens als Bedarf.
Die ausgestellte Graphik entzückt durch die kreative Besessenheit der Künstlerin und stellt die Stufen ihrer Entwicklung
dar von der natürlichen Nervosität und unkünstlichem Manjerismus der Frühwerke bis zum Dekorative der späten
Werke, wo die natürlichen und architektonischen Objekte, Köpfe und Figuren mosaikartig in einen Teppich der ebenen
ornamentalen Komposition zusammentreffen. Willkommen zum Spaziergang ins Labyrinth „Kunst um der Kunst willen“!...
Ewgenij Nasimko
Kunstwissenschaftler, Novosibirsk